So flach wie möglich
Die Bodenbearbeitung im Frühjahr und die Stoppelbearbeitung im Sommer haben eine große Gemeinsamkeit: Sie sollten so flach wie möglich und so tief wie nötig ausgeführt werden. Im Frühjahr wird dadurch vor allem die Struktur des Bodens erhalten und dessen Wasservorrat geschont. Im Sommer steht das Wasserargument im Vordergrund. Der Koralin wurde für diese Ansprüche konstruiert und ist darüber hinaus ein hocheffizientes Werkzeug für die ganzflächig mechanische Beikrautkontolle.
Jeder Landwirt kennt die Situation: Nach Monaten der Winterruhe auf den Ackerflächen juckt es in den Fingern, endlich wieder draußen aktiv zu werden. Doch Vorsicht ist bei jeder Form der Bodenbearbeitung angesagt. Hier sollte trotz aller Digitalisierung zunächst mit dem Spaten die Bodenstruktur und –feuchtigkeit beurteilt werden. Denn nichts ist schlimmer, als mit einem schweren Schlepper einen zu nassen Boden zu befahren und zu bearbeiten, besonders auf mittleren und schweren Standorten.
Maschinen standort- und situationsabhängig einsetzen
Bei der Wahl der passenden Bodenbearbeitungstechnik kommt es auf den beabsichtigten Zweck und die jeweiligen Voraussetzungen am Standort an. Aktuell arbeiten Landwirte überwiegend mit Grubbern und Kurzscheibeneggen relativ intensiv.
Steht beispielsweise noch eine Zwischenfrucht vor der Aussaat der Sommerung auf der Fläche, wird sie in der Praxis meist zerkleinert und in den Boden eingemischt. Das sollte gleichmäßig ohne Verstopfungen und Haufenbildung erfolgen, damit die organische Masse die folgende Aussaat nicht behindert und zügig verrottet.
Hat sich die Fläche über Winter selbst begrünt, empfiehlt es sich den Aufwuchs zu beseitigen. Das kann chemisch oder mechanisch erfolgen. Die chemische Variante mit glyphosathaltigen Produkten ist in der EU voraussichtlich mit einer Übergangsfrist nur noch bis Ende 2023 möglich. Zusätzlich fallen immer mehr Mittel zur Beikrautkontrolle in den Kulturen weg. Deswegen überlegen viele Praktiker jetzt schon, wie Altverunkrautung mechanisch ausgeschaltet werden kann. Kulturen wie Zuckerrüben sollten nach Möglichkeit nämlich in einen beikrautfreien Acker gesät werden.
Wasser wird immer kostbarer
Die Wasserverfügbarkeit beeinflusst ebenso maßgeblich die Wahl des Verfahrens. Grundsätzlich gilt: Je tiefer, intensiver und häufiger der Boden bearbeitet wird, desto mehr Wasser verdunstet, bevor es dem Pflanzenwachstum zugutekommt. Gerade die Erfahrungen der letzten Jahre belegen, dass die Bestände bei der Anwendung wasserschonender Verfahren länger durchhalten, wenn der Regen ausbleibt. Oft ist vor der Aussaat der Sommerung nur noch eine flache Bodenbearbeitung erforderlich, die sich an der Aussaattiefe orientieren sollte. Das ist gängige Praxis auf vielen Betrieben, vor allem wenn im Vorjahr bei trockenen Bedingungen zum Beispiel vor der Aussaat der Zwischenfrucht der Boden tiefer gelockert wurde.
Sorgfalt bei der Stoppelbearbeitung
Bei der Stoppelbearbeitung ist es ebenso wichtig Bodenwasser zu konservieren. Das kann für die Keimung von Ausfallgetreide und Beikrautsamen sowie eine nachfolgende Zwischenfrucht effizient genutzt werden. Dafür muss die Kapillarität unterbrochen und die Stoppeln ganzflächig unterfahren werden. Eine ultraflache Arbeitsweise schont den Wasservorrat! Dieser Grundsatz für die erste Stoppelbearbeitung gilt besonders in Rapsstoppeln. Zu tief vergrabene Rapssamen fallen in eine Keimruhe und laufen verzettelt in den Folgekulturen auf.
Gegenüber der ersten Stoppelbearbeitung sollte beim zweiten Arbeitsgang etwas tiefer gearbeitet werden, um den Boden als Widerstand für ein sicheres, umfassendes Abschneiden zu nutzen.
Ein Striegel als letztes Arbeitselement im Geräteaufbau holt die ausgearbeiteten Beikräuter an die Oberfläche, wo sie vertrocknen. Eine besondere Herausforderung sind Wurzelunkräuter. Sie können durch mehrmaliges Abschneiden deutlich reduziert werden.
Wechselwirkungen beachten
Zu berücksichtigen sind auch die Wechselwirkungen zwischen Bodenbearbeitung und der Stickstoffmineralisation. Eine intensive Bearbeitung bringt Luft und Wärme in den Boden und begünstigt damit die Tätigkeit der Bakterien, die organisch gebundenen Stickstoff in eine pflanzenverfügbare Form überführen. Eine weniger intensive Bodenbearbeitung verzögert die Mineralisation. Im Idealfall erfolgt die Steuerung so, dass das Hauptangebot an mineralisiertem Stickstoff von der Hauptkultur verwertet werden kann.
Koralin 9 ergänzt LEMKEN-Produktpalette
LEMKEN bietet für alle möglichen Anforderungen in der Bodenbearbeitung die passenden Maschinen an. Neben Pflügen, Grubbern, Kurzscheibeneggen, Kreiseleggen oder Saatbettkombinationen gibt es jetzt eine Neuentwicklung, die wegweisend für die Zukunft ist. Der Hybridgrubber Koralin vereint die Vorteile von Scheibenegge und Grubber in einem Gerät. Er lässt sich in den Frühjahrsarbeiten und zur Stoppelbearbeitung optimal einsetzen.
Scheiben und Zinken harmonieren miteinander
Der Koralin zeichnet sich durch eine vertikal arbeitende vorlaufende Scheibeneinheiten und eine nachlaufende Zinkeneinheit aus, die ganzflächig horizontal schneidet. Mit dieser Kombi kann zum Beispiel eine Zwischenfrucht zerkleinert, in den Boden eingemischt und ganzflächig unterschnitten werden, sodass kein Neuaustrieb mehr erfolgen kann. Die Scheiben sind so angeordnet, dass sie jeweils exakt vor der Scharspitze und den Scharflügeln der gänsefußartigen, selbstschärfenden DeltaCut-Schare arbeiten. Dadurch dringen die Schare leichter in den Boden ein und Verschleiß, Zugkraftbedarf sowie Verstopfungsanfälligkeit sinken. Zusätzlich sorgt eine Hartmetallaufpanzerung der Schare für eine langanhaltend hohe Arbeitsqualität.
Ebenso erfolgreich ist der Koralin, wenn es um die Beseitigung von Altverunkrautung im Frühjahr oder Ausfallgetreide, -leguminosen und -raps im Herbst geht. Er ist damit die mechanische Alternative zur Anwendung eines Totalherbizids. Gute Arbeit leistet in diesem Zusammenhang ein optionaler vierreihiger Striegel. Die Zinken befördern die feinen Wurzeln und Beikräuter an die Oberfläche, wo sie vertrocknen. Alternativ kann der Koralin mit drei verschiedenen Walzen zur Rückverfestigung und einem einreihigen Nachlaufstriegel ausgestattet werden.
Vor flach steht ultraflach
Die große Stärke des Koralins ist die treibstoffefiziente, ultraflache Arbeitsweise. Schon ab 2 Zentimeter Arbeitstiefe bearbeitet er den Boden ganzflächig. Da kommen weder flach einsetzbare Grubber noch Kurzscheibenegge mit. Mehrere Tast- und Stützräder sowie die beweglichen Seitenteile der aufgesattelten Maschine ermöglichen die sichere und exakte Tiefenführung auch in Hanglagen. Die geringe Eingriffstiefe und -intensität sowie die Unterbrechung der Kapillaren knapp unter der Bodenoberfläche schonen den Wasserhaushalt nachhaltig. Ein weiterer Effekt der Arbeitsweise: Sie schützt den Boden vor Erosion. Der Hybridgrubber ist die Maschine der Wahl bei Arbeitstiefen bis 12 cm und Arbeitsgeschwindigkeiten bis 12 km/h.
„Entscheidend ist, dass ich die richtige Maschine zum 100 Prozent richtigen Zeitpunkt einsetzen kann.“
Johannes Müller, Landwirt aus Niedersachsen
Der Landwirt aus Etzenborn in Niedersachsen will deshalb nicht mehr auf den Koralin verzichten. Der wird unter anderem nach milden Wintern in nicht abgefrorenen Ölrettich-Gelbsenf-Zwischenfruchtbeständen eingesetzt. Die Schare schneiden die Ölrettichwurzeln knapp unter der Bodenoberfläche und verhindern den Wiederaustrieb. Außerdem nutzt er den Hybridgrubber im Frühjahr zum Wintererbsen- und Kleegrasumbruch oder zum Schwarzhalten der Flächen ohne Zwischenfrucht. Müller wirtschaftet nach Bioland-Richtlinien. „Je mehr Beikraut direkt oder vorbeugend mit Maschinen bekämpft werden kann, desto besser.“ Denn damit sinkt der Aufwand für das Jäten von Hand in seinen Gemüsekulturen und Zuckerrüben. Im Sommer ist der Koralin erste Wahl für die erste und zweite Stoppelbearbeitung nach Getreide und Ackerbohnen. Selbst der mehrmalige Einsatz führt nach Meinung des Betriebsleiters nicht zu spürbaren Wasserverlusten und unnötiger Mineralisation: „Weil der Koralin so flach arbeitet, ist die Sorge unbegründet. Wir müssen auf unserem Standort sehr sparsam mit dem Wasser umgehen. Zudem wollen wir die Stickstoffmineralisation nur bei Bedarf ankurbeln, denn dieser kostbare Nährstoff hat im ökologischen Landbau einen entscheidenden Stellenwert.“
Gedanken zum Bodenwasser
- Jeder Eingriff in den Boden führt zu einem mehr an Grenzfläche zwischen Boden und Atmosphäre, an der Wasser unproduktiv verdunsten kann!
- Eine geringe Eingriffsintensität in den Boden und das Belassen von Ernterückständen an der Bodenoberfläche konserviert den Wasservorrat im Boden.
- Eine Mulchauflage bricht die Kapilarität und unterstützt den Wasserspareffekt.
- Die an der Oberfläche liegenden oder oberflächennah platzierte organische Masse schützt den Boden vor dem direkten Aufprall von Regentropfen und verringern deren kinetische Energie. Verschlämmungs- und Erosionsprozesse werden gestoppt! Das Wasser kann optimal von der Pflanze genutzt werden.
Prof. Dr. Ulrich Groß, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf