Bodenbearbeitung schafft Wurzelraum – Pflügen oder nicht?
Ein wesentlicher Vorteil der wendenden Bodenbearbeitung mit dem Pflug ist der „reine Tisch“ für eine störungsfreie Aussaat. Ein übernasser, durch die Ernte verdichteter Boden, Wirtschaftsdünger, unerwünschter Aufwuchs oder störende Ernterückstände lassen sich durch den Pflug krumentief wegdrehen. Wird dadurch trockener Boden hochgeholt, verbessern sich die Bestellbedingungen.
Damit aber Pflanzenrückstände und Strukturschäden nicht die Wurzelbildung der Folgekultur stören, sollte möglichst vor der Pflugfurche ein brechender, auch mischender Arbeitsgang erfolgen. Bei schweren und feuchten Böden oder sehr trockenem Boden muss man vor dem Pflügen in zwei Schritten lüften, brechen und lockern. So lassen sich Klumpen vermeiden. Durch Niederschläge verlagerte Feinerde (Ton, Feinschluff) und Nährstoffe werden durch das Pflügen wieder in der Krume verteilt.
Mehr Platz zum Wurzeln
Eine Pflugfurche bietet sich vor allem vor Kulturen an, die einen gut durchwurzelbaren Raum benötigen, weil sie selbst nur ein wenig konkurrenzfähiges Wurzelsystem haben. Dazu zählen großkörnige Leguminosen wie z.B. Ackerbohnen, Erbsen oder Sojabohnen. Erbsen oder auch Sojabohnen brauchen für eine reibungslose Ernte zudem eine Bodenoberfläche ohne Ernterückstände, die durch den Pflug am besten gewährleistet ist. Das gilt auch für den Anbau von Getreide nach Getreide. Auch nach (Körner-)Mais ist eine Pflugfurche angebracht, um neben dem Maiszünsler auch Fusarien Einhalt zu gebieten.
Die Beschränkung der N-Düngung im Herbst wird dazu führen, dass vor Raps wieder häufiger gepflügt werden muss, um die höhere N-Freisetzung im Herbst nutzen zu können.
Richtig rückverdichten – Nicht ohne Packer
Jede Lockerung vergrößert den Anteil von Hohlräumen – eine Pflugfurche z.B. schafft 30% mehr Krumenvolumen. Durch den besseren Luftzutritt erwärmt sich der Boden schneller. Zudem trocknet der Horizont schneller ab, was unter (zu) feuchten Bedingungen positiv sein kann, um z.B. im Frühjahr trocken bestellen zu können. Eine rauere Oberfläche nimmt Niederschläge besser auf, auch Frost dringt schneller und tiefer in eine Winterfurche ein (Frostgare).
Die Nachteile von Hohlräumen:
- schnellere Austrocknung des Bodens
- Erosion von Feinerde (Ton, Schluff) bei Regen
- geringe Tragfähigkeit und damit eine höhere Verdichtungsgefahr durch Lasten
- schlechte Wurzelbildung durch fehlenden Bodenkontakt
- Weil Hohlräume die Porenkontinuität unterbrechen, können Wasser und Nährstoffe weder kapillar aufsteigen, noch aus einer darüber liegenden krümeligen Schicht infiltrieren.
Angebaut oder angehängt?
Optimale Rückverfestigung
Um den Anteil an Hohlräumen zu minimieren, muss man gelockerten und gepflügten Boden so tief rückverfestigen, wie er vorher gelockert wurde. Aus pflanzenbaulicher Sicht muss der Pflugfurche oder dem tiefen Lockern mit dem Grubber ein Ringpacker folgen. Dieser schneidet bei ausreichend großem Durchmesser und scharfen Ringen tief genug ein, um den Boden von unten fest nach oben locker werdend rückzuverdichten. Bei größeren Drillbreiten, die keinen Frontpacker vor dem Schlepper zulassen, muss der Packer am Pflug oder hinter dem Grubber hängen. Nach einer krumentiefen, ganzflächigen Lockerung lassen sich reine Sandböden, aber auch tonige Böden schlecht rückverfestigen.
Was passiert mit Verdichtungen?
Tief gelockerte Fahrgassen oder Untergrundverdichtungen können nicht ausreichend rückverfestigt werden. Es bleiben luftgefüllte Hohlräume, in die Feinerde durch Niederschläge erodieren kann. Das verschlechtert die Kationenaustauschkapazität (KAK) im oberen Krumenbereich und schränkt die nutzbare Feldkapazität (nFK) ein. Durch erneutes Befahren können neue und auch tiefere Schadverdichtungen entstehen. Untergrundverdichtungen sollte man nur in schmalen Streifen vor einer tief wurzelnden Kultur aufbrechen. Um nicht immer wieder die gleichen Probleme mit schlechten Kompromissen lösen zu müssen, empfiehlt es sich, die Ursachen von Schadverdichtungen so gut es geht zu beseitigen.
Das häufig praktizierte tiefe Aufreißen von Fahrgassen ist eher kontraproduktiv – insbesondere, wenn diese danach austrocknen und Ausfallgetreide sowie Ausfallraps nicht auflaufen können. Sinnvoller ist es, nur die Fahrgassen in zwei Schritten bis auf Krumentiefe mit dem Grubber zu lockern und dabei einen Packer mitlaufen zu lassen.
Quelle: top agrar 03/2021 (S. 92-97)
Autoren: Dr. Ute Kropf, FH Kiel und Prof. Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH